Deutsch-russisch-polnisches Jugendseminar:

Erinnerung an die Vergangenheit – die Zukunft gestalten; mit Jugendlichen aus Solingen (D), Rybnik (PL) sowie Moskau, Sankt Petersburg und Woronesch (RUS)

Von Jan Meiser

Im Rahmen des deutsch-russisch-polnischen Seminars trafen sich Jugendliche der drei Länder, um sich sowohl mit der gemeinsamen Geschichte des 20. Jahrhunderts und ihren Lehren zu beschäftigen, als auch um Ideen für die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen in den Bereichen Kultur und Lebensstile, Mensch, Umwelt und Technologie zu entwickeln. Hierzu wurden am ersten Tag des Seminars mit Hilfe von Toleranzbildern kurze Präsentationen zu den Themen Jugend, Gesellschaft und Integration/Migration erarbeitet.

Der zweite Seminartag widmete sich zu Anfang den deutsch-russisch/sowjetischen-polnischen Beziehungen im 20. Jahrhundert und ihren Folgewirkungen für das 20. Jahrhundert. Nach einem Einführungsvortrag diskutierten die Teilnehmenden in einem World Café unterschiedliche politische Fragestellungen, so wie z.B. “Was ist europäische Kultur für dich?“ oder „Was bedeuten Demokratie und Menschenrechte für dich?“ Hierbei stellten die Jugendlichen heraus, dass für sie neben Werten wie Toleranz auch die vielfältigen nationalen Traditionen zur europäischen Kultur gehören. Hinsichtlich ihres Verständnisses von Demokratie betonten die Teilnehmenden besonderes die Notwendigkeit einer guten Kommunikation zwischen Regierung und Gesellschaft.

Bestandteil des Seminars war auch der Besuch des Friedhof für sowjetische Kriegsgefangene und des ehemaligen Stalag 326 (Stammlager) VI in der Nähe von Stukenbrock. Während zweier Führungen erhielten die Jugendlichen einen Einblick in die menschenunwürdigen Bedingungen, denen die sowjetischen sowie auch polnischen und französischen Kriegsgefangenen im Stalag ausgesetzt waren. Nach dem Besuch des ehemaligen Stalag erfolgte ein Transfer nach Bielefeld. Hier hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, eine Umfrage durchzuführen, die sie am vorherigen Tag entwickelt hatten. Die Umfrage beinhaltete unterschiedliche Fragen zu den Themenbereichen Werte, Toleranz und Glück, z. B: Darf man grundsätzlich wegen seiner Meinung eingesperrt werden? Sollte Deutschland mehr Geflüchtete aufnehmen? oder Denken Sie, dass man als Mensch ohne Partner und Kinder glücklich sein kann? Zudem sollten Passanten als Teil der Umfrage ein Ranking verschiedener Werte, wie beispielsweise Familie, Liebe, Wohlstand, Freundschaft, Glaube, Gesundheit etc. erstellen.

Am letzten Seminartag erarbeiteten und präsentierten die Teilnehmenden in Gruppenarbeit ihre Ideen zum Leben in der Zukunft. Eine Gruppe drehte hierzu einen dystopisch angehauchten Film, der die zunehmende Zerstörung der Umwelt behandelte. Des Weiteren wurde eine Powerpoint-Präsentation über Zukunftstrends im Umwelt- und Technikbereich sowie im Bildungswesen erarbeitet. In diesem Zusammenhang forderten die Jugendlichen eine intensivierte Förderung regenerativer Energien und sprachen sich für mehr Interaktivität und Praxisbezug im Bildungswesen aus. Eine Zunahme von künstlicher Intelligenz wurde von der Gruppe als sehr kritisch angesehen. Darüber hinaus werteten die Teilnehmenden ihre durchgeführte Umfrage aus und verglichen diese mit einer Umfrage, die sie mit den gleichen Fragen in Vlotho durchgeführt hatten. Hierbei ergaben sich einige Überraschungen, da z.B. dem Wert Leidenschaft/Passion von den Teilnehmenden in Vlotho eine hohe Bedeutung zugeschrieben wurde, wohingegen die befragten Passanten in Bielefeld diesen nicht als besonders wichtig erachteten. Als besonders wichtig wurden von den Befragten die Werte Familie, Liebe und Freundschaft angesehen. Das Seminar bot für die Jugendlichen eine hervorragende Gelegenheit, um sowohl die großen Herausforderung der Zukunft in den Blick zu nehmen als auch eine positive Zukunftsvision zu formulieren.

Teilnehmende junge Menschen: Anastasiia, Aglaya, Anastasiia, Tatiana, Sofiia, Airat, Zhanna, Marina, Ali, Andreas, Nick, Rosa, Michelle, Franziska, Agata, Zuzanna, Julia, Natalia, Wiktoria, Jakub, Mateusz, Agata, Daria, Marina