Was bedeutet Vielfalt? Wie kann ein gutes Zusammenleben zwischen (ethnischen) Minderheiten und nationalen Mehrheitsgesellschaften gelingen? Wie gehen europäische Staaten mit aktuellen Herausforderungen im Bereich Migration, rechtsextremer Politik und demokratischen Gesellschaften um?
Von Johanna Streit
Mit diesen und vielen weiteren Fragen haben sich Teilnehmende der deutsch-bosnisch-rumänisch-polnischen Jugendbegegnung mit dem Titel „Living Diversity – Ethnische Minderheiten und interkultureller Dialog“ eine Woche lang beschäftigt. Die Teilnehmenden trafen sich im August im Tagungshaus des Gesamteuropäischen Studienwerks in Vlotho, Nord-Rhein-Westfalen. Die Gruppe aus Bosnien-Herzegowina konnte Corona-bedingt nicht einreisen, sodass der Austausch letztendlich trinational stattfand. Auf dem Programm standen vor allem Treffen mit Vertreter*innen von Minderheiten- und Migrantenorganisationen in Deutschland, u.a. mit der türkisch-alevitischen Gemeinde in Bielefeld, mit der interkulturellen, russischen Organisation „Wasilissa“ und mit dem Verein Yes Africa. In teilweise sehr persönlichen Gesprächen berichteten die Vertreter*innen von ihren Erfahrungen und Eindrücken, wie es ist, in Deutschland als Teil einer Minderheit zu leben.
Begleitet wurde das Programm von interaktiven Workshopformaten, Diskussionsrunden und informellem Austausch. So erlebten die Teilnehmenden beispielsweise einen Theaterworkshop, beschäftigten sich mit der Bedeutung des Begriffs Minderheit(en) und mit dessen Bedeutung in der europäischen Vergangenheit und Gegenwart, erhielten eine Einführung in das Thema „Historische Minderheiten in Deutschland“ und diskutierten über Visionen für ein gemeinsames Miteinander in Europa.
Das gemeinsame Miteinander stand nicht nur im Mittelpunkt der Jugendbegegnung, sondern sollte auch – so eine geteilte Vision – im Mittelpunkt der europäischen Gesellschaften und Politik im Umgang mit (ethnischen) Minderheiten stehen. Es wurde deutlich, dass ethnische Minderheiten eine kulturelle und soziale Bereicherung sein können und gelebte Vielfalt durchweg positiv ist. Dass die Umsetzung dieser Vision auch Aufgabe der jungen Menschen in Europa ist, ist offensichtlich – in diesem Sinne regte die Jugendbegegnung nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Handeln an.
Der zweite Teil der Jugendbegegnung – dann mit Teilnehmenden aus allen vier Ländern – ist für März 2020/2021 in Ključ in Bosnien-Herzegowina geplant.
Johanna Streit (25) ist Teilnehmerin des Projektes Living Diversity 2020/2021. Sie studiert Friedens- und Konfliktforschung an der Philipps-Universität Marburg.