Mitwirkende Schüler*innen der Gesamtschule Wesel (Vornamen abgekürzt):
I., M., V., H., D., A., A., F., B., M., H., D., T.
Im Rahmen einer Studienfahrtgruppe unter der Leitung von Dr. Gerhard Schüsselbauer vom GESW in Vlotho haben wir im April 2022 während unserer Exkursion die beiden Gedenkstätten Auschwitz I+II im polnischen Oświęcim besucht. Durch beide Lager bekamen wir eine Führung von Frau Renata Stachurska, welche uns das damalige Leben der Häftlinge gezeigt hat. Die Gräueltaten und Geschehnisse des NS-Regimes in der Zeit des Dritten Reichs wurden vor unserer Studienfahrt ausführlich aufgearbeitet, jedoch war uns nicht klar, wie sehr uns das Sehen der Bilder in der Realität treffen würde. Die Lebensbedingungen und Umstände in beiden Lagern sind aus heutiger Sicht betrachtet mehr als menschenunwürdig und krank. Die Führung durch Auschwitz I war sehr beeindruckend, aber die Ankunft in Auschwitz II hat uns mitgenommen und bedrückt.
Die Weitläufigkeit des Lagers und die Struktur und Organisation, die es zur damaligen Zeit gab, sind unvorstellbar und lassen sich weder in Worte fassen, noch ist es auf irgendeine Art möglich, diese Dinge auch nur annähernd zu begreifen oder zu verstehen. Auf dem Weg im Bus zur Jugendbegegnungsstätte Oświęcim herrschte eine gedrückte Stimmung. Nach dem Mittagessen in der Jugendbegegnungsstätte haben wir uns zusammengefunden und verschiedene Aspekte in Anbetracht der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft und in Bezug auf die gesehenen Dinge herausgearbeitet.
Vergangenheit – Was mir über die Geschichte des 20. Jahrhunderts bewusst geworden ist…
Nach dem Besuchstag ist uns klar geworden, wie grausam und industriell die systematische Vernichtung der Juden war und wie willkürlich der Alltag im KZ in Bezug auf die Wachen war. Wir waren schockiert, dass der Transport der gefangenen Menschen so industriell und unwürdig war und wie willkürlich und mit welcher Leichtigkeit die Nazis die Leben von so vielen vernichtet haben. Besonders getroffen hat uns, dass das Schicksal auch Leute in unserem Alter treffen konnte und deren Leben ausgelöscht wurde. Zudem haben wir erfahren, dass die Wachen des Konzentrationslagers willkürlich Häftlinge zu ihrem eigenen Vorteil umgebracht haben, da sie für jeden getöteten Flüchtling, der fliehen wollte, drei Tage Urlaub erhalten haben. Es ist krank, wie organisiert die Nazis bei der Organisation ihrer Taten gewesen sind, und so eine Art von Organisation gegen den Menschen als Individuum hätte niemals möglich sein dürfen.
Gegenwart – Worüber ich mehr wissen möchte? Was ich persönlich für mich von diesem Besuch mitnehme…
Unser Besuch in Auschwitz I und Auschwitz II hat mehrere Gefühle in uns aufgewühlt, viele von uns waren bedrückt, traurig und geschockt. Jedoch kamen bei uns nach dieser unvergesslichen Erfahrung einige Fragen auf: Warum haben die Zeitzeugen und Zeitzeuginnen so lange über ihre Erfahrungen geschwiegen? Wie ist es, als Kind in einem Konzentrationslager aufzuwachsen? Wie ist es, auf der anderen Seite (als Nazi) zu stehen? Diese Fragen haben dazu geführt, dass wir in einem Laden vor Ort die Bücher „Eine Kindheit hinterm Stacheldraht“ von Bodgan Bartinowski und „Ich war Doktor Mengeles Assistent“ von Miklós Nyiszli gekauft haben. Abschließend zur Gegenwart ist uns durch diesen Besuch bewusst geworden, dass über eine der wichtigsten Zeiten in unserer gesamten Weltgeschichte viel zu wenige gründlich informiert sind, und Studienfahrten wie diese besonders wichtig für die Bildung der Menschen sind.
Zukunft – Dieser Besuch ist für unsere gemeinsame Zukunft in Europa wichtig, weil…
Man sollte sich immer die Eindrücke dieses Besuches in das Gedächtnis rufen, da es sich jetzt gerade wiederholen könnte. Immerhin haben wir einen Ukraine-Konflikt, der vielleicht genauso enden könnte wie damals… Die Vergangenheit und die Gegenwart zeigen, dass die Menschen die Tendenz besitzen, oft populistische Menschen zu wählen. So wie damals Hitler und heute Putin. Beides sind Diktatoren, die unterdrücken, die kriegerische Handlungen und Morde begehen. Wir sollten durch diesen Besuch lernen, damit in Deutschland nicht nochmal so etwas passiert. Wir sollten aus diesem Besuch lernen, denn die Geschichte des Leidens dieser Menschen lehrt, dass etwas, was zwischen zwei Ländern beginnt, schnell die ganze Welt in den Klauen des Terrors halten kann. Dieser Besuch sollte uns die Vergangenheit näherbringen, die Augen der Gegenwart öffnen und die Zukunft zu einer besseren wandeln. Es sollte für uns zunächst erst einmal um Deutschland gehen, damit so etwas nie wieder in Deutschland passiert. Aber im nächsten Schritt müssen wir die Lehren, dir wir hier erhalten haben, weitergeben. An alle anderen Länder, denn eine Diktatur darf nie wieder herrschen. Die Bedeutung dieses Besuches ist groß für die Gegenwart, aber immens für die Zukunft, denn Solidarität und Zusammenhalt sind das, was wir brauchen. Wir brauchen diese Werte für die Gegenwart und für unsere Zukunft in Europa.
Gedenkstein aus Auschwitz-Birkenau und Vernichtungslager Auschwitz II