Dr. Gerhard Schüsselbauer
Im Rahmen einer Studienfahrt unter der Leitung von Dr. Gerhard Schüsselbauer vom GESW in Vlotho besuchte eine große Gruppe von jungen Menschen vom Gymnasium Petrinum aus Recklinghausen während dieser Exkursionswoche die beiden Gedenkstätten Auschwitz I+II im polnischen Oświęcim.
Die Gräueltaten und Geschehnisse des NS-Regimes in der Zeit des Dritten Reichs wurden vor der Studienfahrt ausführlich aufgearbeitet, jedoch war nach Aussage vieler Schüler*innen diesen nicht klar, welche Wirkung der physische Besuch in Auschwitz-Birkenau haben würde. Die Lebensbedingungen und Umstände in beiden Lagern sind aus heutiger Sicht betrachtet mehr als menschenunwürdig. Die Weitläufigkeit des Lagers sowie die Struktur und Organisation, die es zur damaligen Zeit gab, sind unvorstellbar und lassen sich weder in Worte fassen, noch ist es auf irgendeine Art möglich, diese Dinge auch nur annähernd zu begreifen oder zu verstehen.
In verschiedenen Workshops wurden später Aspekte in Anbetracht der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft und in Bezug auf die gesehenen Dinge herausgearbeitet.
Neben dem Besuch in Auschwitz-Birkenau verbrachte die Studiengruppe interessante Tage in der kulturell und architektonisch wunderbaren Stadt Krakau. Ein besonderer Termin wartete auf die jungen Menschen aus Recklinghausen bei einem Zwischenstopp auf der Rückfahrt.
Die Stadtverwaltung der polnischen Partnerstadt Bytom, die bis 1945 als deutsche Stadt Beuthen hieß und damals bereits sehr entwickelt war, organisierte dankenswerterweise durch Frau Magdalena Malesza einen ausgesprochen wichtigen Besuchstermin und ein Treffen mit dem Stadtpräsidenten (vergleichbar einem Oberbürgermeister).
Herr Mariusz Wołosz ist seit 2018 Stadtpräsident und vertritt die Bürgerkoalition (Koalicja Obywatelska) als Gegengewicht zur auf nationaler Ebene regierenden nationalkonservativen Partei PiS (Recht und Gerechtigkeit) von Jarosław Kaczyński und Ministerpräsident Mateusz Morawiecki. Er ließ es sich an einem Samstagvormittag nicht nehmen, persönlich die Studiengruppe aus Deutschland zu empfangen und ein sehr interessantes Gespräch mit Diskussion zu führen.
Schwerpunkte waren dabei nicht nur historische Fragen zu Beuthen/Bytom und politische Aspekte der Gegenwart, sondern vor allem auch die aktuellen dramatischen Entwicklungen im Gefolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Auch Bytom ist wie andere polnische Städte sehr aktiv tätig in der Versorgung und Unterbringung geflüchteter Menschen aus dem Nachbarland Ukraine.
Besonders hervorgehoben würde vom Stadtpräsidenten Mariusz Wołosz die Bedeutung der deutsch-polnischen Zusammenarbeit auch in schwierigen Zeiten sowie die gewaltigen Herausforderungen durch den Strukturwandel, den die Stadt Bytom als ehemalige oberschlesische Revierstadt mit ca. 160.000 Einwohnern durchlebt.
Die Parallelen mit Ruhrgebietsstädten sind unverkennbar, wenn auch auf einem anderen Entwicklungsniveau. Dieser Besuch in Bytom war eine höchst willkommene Ergänzung zum anspruchsvollen Programm der Studienfahrt nach Polen.